Beschaffung von Materialien
GRI-Angabe 2–6
Lieferkette
Für die Beschaffung von Rohmaterialien und einigen Komponenten arbeitet Swatch Group mit sorgfältig ausgewählten Lieferanten vorwiegend aus der Schweiz, Europa und dem Fernen Osten zusammen.
Audits der Lieferanten erfolgen risikobasiert. Zu diesem Zweck wurde eine eigene Organisation in Fernost aufgebaut. Derzeit wird die Lieferanten-Risikobewertung überarbeitet. Zukünftig sollen auch bei ausgewählten Schweizer und europäischen Lieferanten systematisch Audits durchgeführt werden. Als Basis dient der überarbeitete und aktualisierte Supplier Code of Conduct, welcher im Berichtsjahr allen Lieferanten gesendet wurde.
Der Kodex beruht auf international anerkannten Menschenrechten und basiert auf den Leitprinzipien für Wirtschaft und Menschenrechte der Vereinten Nationen (UNGPs).
Supplier Code of Conduct (SCoC)
Der Supplier Code of Conduct findet Anwendung auf Swatch Group und ihre Unternehmen, Lieferanten von Unternehmen der Swatch Group und deren Tochtergesellschaften und verbundenen Unternehmen sowie auf Subunternehmer und Sublieferanten, die Waren oder Dienstleistungen für die Unternehmen der Swatch Group liefern.
Der SCoC beruht auf international anerkannten Menschenrechten, wie in der Internationalen Menschenrechtscharta der Vereinten Nationen und in der Erklärung der Internationalen Arbeitsorganisation über grundlegende Prinzipien und Rechte bei der Arbeit dargelegt.
Der Kodex stützt sich auf die in der Branche und international anerkannten Grundsätze wie die Leitprinzipien der Vereinten Nationen für Wirtschaft und Menschenrechte (UNGP), die internationalen Arbeitsnormen der Internationalen Arbeitsorganisation (IAO), den Verhaltenskodex der IAO für Sicherheit und Gesundheit, die OECD-Leitsätze für die Erfüllung der Sorgfaltspflicht zur Förderung verantwortungsvoller Lieferketten für Minerale aus Konflikt- und Hochrisikogebieten, den Verhaltenskodex 2019 des Responsible Jewellery Council, die Chain of Custody 2017 des Responsible Jewellery Council, die Norm SA 8000 von Social Accountability International, die Norm OHSAS 18001 und die Anti-Korruptionsrichtlinie (ISO 37001).
Der SCoC wird periodisch aktualisiert, um Änderungen der Gesetze, Vorschriften und der Richtlinien der Swatch Group Rechnung zu tragen.
↗ Informationen zu Audits finden sich im Kapitel «Lieferanten-Audits» auf S. 99 des Nachhaltigkeitsberichts.
In Übereinstimmung mit den Vorgaben der UNGPs orientiert sich Swatch Group bei Abweichungen zwischen nationalen Rechtsvorschriften und internationalen Menschenrechtsstandards am jeweils strengeren Standard. Darüber hinaus orientiert sich Swatch Group am höheren Standard, wenn nationale Gesetze und die strengen Umwelt-, Gesundheits- und Sicherheitsstandards der Swatch Group voneinander abweichen. Bei Widersprüchen zwischen dem nationalen Recht und den strengen Standards der Swatch Group respektiert Swatch Group das nationale Recht und bemüht sich gleichzeitig, den strengeren Standard zu erfüllen.
Zum Schutze von besonders gefährdeten Bevölkerungsgruppen umfasst der Verhaltenskodex Kapitel zu Antidiskriminierung, zum Schutz vor Mobbing und Misshandlung, zur Prävention von unfreiwilliger Arbeit und Zwangsarbeit, zur Prävention von Kinderarbeit und auch zu den Rechten indigener Völker.
GRI-Angabe 204–1
Lokale Lieferanten
Swatch Group setzt sich seit ihren Anfängen für Swissness in der ganzen Schweizer Uhrenindustrie ein und strebte bereits bei der Lancierung von Swatch im Jahr 1983 einen Swiss-Made-Anteil von 100% an. Dieses starke Bekenntnis zum Produktionsstandort Schweiz sowie zur lokalen Beschaffung trägt wesentlich zum Erhalt und der Weiterentwicklung der Schweizer Uhrmachertradition und -kunst bei.
↗ Siehe auch Abschnitt «Wiederaufnahme und Erhaltung von Kunst und Handwerk» auf S. 95 des Nachhaltigkeitsberichts.
Zudem fallen durch die kurzen Distanzen zwischen den einzelnen Produktionsstandorten vergleichsweise wenig THG-Emissionen beim Transport in der Lieferkette an. Dies betrifft nicht nur die klassischen Uhrenkomponenten. Auch Batterien und Mikrochips, welche heute in den meisten anderen Industrien per Luftfracht aus Asien importiert werden, können dank eigenen Produktionsstandorten in der Schweiz lokal hergestellt werden. Die langjährigen Investitionen in die Schweizer Entwicklungs- und Produktionsbetriebe ermöglichen Swatch Group die Lancierung der Swiss Made Smart Watch TISSOT T-TOUCH CONNECT SOLAR, bei welcher sogar das Betriebssystem SwAlps vollständig intern und in der Schweiz entwickelt wurde.
Für die Uhren liegt der Anteil an Swiss Made (local sourcing) weit über den gesetzlich festgelegten 60%.
Um unnötige Transportemissionen zu vermeiden sowie lokale Anbieter weltweit zu unterstützen und einen effizienten Beschaffungsprozess zu ermöglichen, beschaffen die Länder- und Vertriebsgesellschaften Produkte, wo immer möglich, bei Produzenten aus der Region.
Durch das weltweite Netz von Servicezentren können Uhren kundenfreundlich und ohne lange Transportwege von lokalen Mitarbeitenden repariert werden.
↗ Siehe Informationen zum «Customer Service» auf S. 20 des Nachhaltigkeitsberichts.
Beschaffung von Edelmetallen
Swatch Group verwendet diverse Edelmetalle, vorrangig Gold, Silber, Palladium und Platin. Der mit Abstand grösste Anteil macht Gold aus. Die Beschaffung von neuem Gold erfolgt ausschliesslich von offiziellen und zertifizierten industriellen Minen aus den USA, Kanada oder Australien. Zudem verfügt der Konzern über einen geschlossenen, internen Goldverarbeitungszyklus mit einer gruppeneigenen Giesserei, um Produktionsreste intern rezyklieren zu können. Ein relativ kleiner Teil des eingesetzten Goldes wird von zertifizierten Schweizer Goldgiessereien verarbeitet oder als Komponenten von Lieferanten bezogen.
Recycling-Gold aus externen Quellen wird vermieden, da eine Rückverfolgbarkeit bis zur Mine nicht gegeben ist. Mit der Swatch Group Beschaffungsstrategie – der Direktlieferung von der Mine zur Raffinerie und weiter zur eigenen Goldverarbeitung sowie dem Einsatz von Gold aus internen Recycling-Prozessen – kann eine vollständige Rückverfolgbarkeit erreicht werden.
Neues Gold
Die Beschaffung von neuem Gold erfolgt ausschliesslich als Traceable-Gold und ganz konsequent nur von offiziellen und zertifizierten industriellen Minen aus den USA, Kanada oder Australien, da in diesen Ländern die gesetzlichen Standards am höchsten sind und die industriellen Minen unter den sehr strengen Auflagen der dortigen Behörden betrieben sowie von diesen regelmässig überwacht werden. Die Lieferkette wird direkt und sehr kurzgehalten, das heisst Direktlieferung von der Mine zu den Raffinerien und weiter zur eigenen Goldverarbeitung durch Swatch Group. Die Goldbeschaffung aus anderen Regionen und/oder aus Kleinminen und artisanalem Bergbau, in denen geringere Standards gelten oder Restrisiken bestehen, dass Non-traceable-Gold in die Beschaffungskette gelangen könnte, ist für Swatch Group klar keine Alternative. Diese einfache und klare Beschaffungspolitik hat sich als sehr wirksam erwiesen.
Herkunftsländer für neues Gold im Berichtsjahr
2022 | 2021 | 2020 | |
Australien | 100% | 88% | 0% |
US | 0% | 12% | 100% |
Kanada | 0% | 0% | 0% |
Erfassungszeitraum: 01.10.–30.09.
Internes Recycling-Gold
Der Prozess der Goldverarbeitung wurde in den letzten Jahren durch Investitionen in eine gruppeneigene Giesserei und Aufbereitungsanlagen vollständig internalisiert.
So werden die Legierungen nach ihrer Herstellung zu Halbfabrikaten und Fertigkomponenten weiterverarbeitet und die bei diesen verschiedenen Vorgängen anfallenden Produktionsreste werden intern rezykliert. Dadurch kontrolliert Swatch Group die gesamte Goldverarbeitungskette intern nach einem klar definierten Prozess.
Nivarox-FAR hat dabei eine Schlüsselfunktion inne und verarbeitet die Goldbestände der Swatch Group in einem geschlossenen und kontrollierten Kreislauf. Durch die gruppeneigene Giesserei können so Produktionsreste vollständig recycelt werden. Nivarox-FAR ist im Besitz der notwendigen eidgenössischen Bewilligungen als Giesser und Handelsprüfer (Edelmetallprüfer) und ist zudem nach Responsible Jewellery Council Code of Practice und Chain of Custody (RJC CoP und CoC) zertifiziert.
2022 | 2021 | 2020 | |
Anteil Gold aus internem Recycling-Kreislauf | 61% | 74% | 77% |
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Gold-UrsprungsanalyseDie Rückverfolgbarkeit von Rohmaterialien und Edelmetallen und die Möglichkeit, allfällige Manipulationen festzustellen, spielen bei der Ursprungsvalidierung von Gold eine wichtige Rolle. Seit 2013 nutzt der wichtigste Primärgoldlieferant von Swatch Group eine Methode, mit der anhand von 15 Elementen und deren Wechselbeziehungen Unreinheiten im erhaltenen Doré-Material analysiert werden. Damit lassen sich die Konzentrationen der einzelnen Elemente feststellen und es konnte über die Jahre eine Datenbank aufgebaut werden. Die Raffinerie in der Schweiz führt eine WD-XRF-Analyse durch, bevor das Material geschmolzen wird. Die Analyse wird in einer Datenbank gespeichert und es werden der Gehalt an Elementen sowie deren Wechselbeziehungen geprüft. Mit dieser Methode lässt sich der Ursprung von Gold überprüfen, da einige chemische Elemente nur in bestimmten Regionen vorkommen, während andere immer vorhanden sind. |
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So ist es möglich, Rohstoffe aus verschiedenen Gebieten zu bestimmen. Nicht möglich ist es jedoch festzustellen, aus welcher von zwei benachbarten Minen das Material stammt, wenn diese durch dieselbe Ader gespeist werden, da die Zusammensetzung in dem Fall identisch ist. Jede Lieferung von Doré-Material, die |